Vorsicht Schimmel

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sichtbaren Spinnentierchen sind die wichtigsten Verursa- cher von Allergien in Innenräumen (28). Auf Hausstaubmil- ben sind in der Schweiz rund 4–5 Prozent der Bevölkerung allergisch und rund 12 Prozent der Schulkinder zeigt eine Bereitschaft mit einer Allergie auf diese Milben zu reagie- ren (Sensibilisierung) (29)–(30). Doch Hausstaubmilben sind in feuchtenWohnungen nicht die einzigen Verursacher von Allergien. Es ist vielmehr damit zu rechnen, dass die meisten Schim- melpilze ebenfalls Allergien hervorrufen. Allerdings berei- ten die immense Zahl von Schimmelpilzarten und die Vielfalt der verschiedenen Pilzallergene bei der Diagnose- stellung Schwierigkeiten. So bauen Allergietests nur auf eine kleine Anzahl von bedeutenden Schimmelpilzarten. Die meisten Schimmelpilze aber sind nicht Bestandteil dieser Tests. Es ist demnach durchaus denkbar, dass Schimmelpilzallergien nicht immer erkannt werden. Des- halb ist es derzeit auch nicht möglich, die Häufigkeit von Schimmelpilzallergien verlässlich anzugeben (20). Charakteristisch für die Allergien gegen Schimmelpilze und Hausstaubmilben in Wohnräumen ist, dass sie während des ganzen Jahres auftreten. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – die Betroffenen leiden intermittierend 2 unter ihrer Allergie. Dabei macht sich die Allergie zu Beginn meist als Schnupfen (Rhinitis) bemerkbar. Dieser ist häufig von einer Bindehautentzündung der Augen (Konjunktivitis) und einer Entzündung der Nasennebenhöhlen begleitet. Im Laufe der Zeit kann sich eine Verengung der unteren Atem- wege einstellen (Bronchoobstruktion) und zu Asthma füh- ren. In der kälteren Jahreszeit entsteht gelegentlich auch ein Hautekzem (atopische Dermatitis).

Zahlreiche Studien belegen, dass Feuchtigkeit und Schim- mel die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen können (12)–(27). So zeigte sich, dass die Bewohner bei Anzeichen von Feuchtigkeitsproblemen wie häufig beschlagenen Fensterscheiben, Stockflecken, sich ablösenden Tapeten oder sichtbarem Schimmelbewuchs häufiger unter Aller- gien der Atemwege, Atemwegsreizungen und Infekten der unteren Atemwege litten als Personen inWohnungen ohne diese Feuchtigkeitsanzeichen (12), (17). Dabei traten die Beschwerden umso deutlicher auf, je ausgeprägter das Feuchtigkeitsproblem war (19). Dennoch bestehen diverse Unklarheiten: Auch wenn unbestritten ist, dass Feuchtig- keit und deren Folgen die Gesundheit beeinträchtigen kann, bleibt oft fraglich, ob die in feuchten Wohnräumen beobachteten Beschwerden nun auf Schimmelpilze, Mil- ben, Bakterien oder geringe Mengen an gasförmigen che- mischen Substanzen aus zersetzten Materialien zurückzu- führen sind. Auch die genauen Vorgänge, die letztlich zu den beobachteten Beschwerden führen, sind weitgehend unverstanden. Um diesem Umstand gerecht zu werden, befasst sich die- ses Kapitel übergreifend mit den bekannten Auswirkungen von Schimmel und Feuchtigkeit. Wo bestimmte Beschwer- den eindeutig auf Schimmelpilze oder bestimmte Begleit- organismen zurückzuführen sind, werden diese genannt. Sensibilisierungen und Allergien Liegt die relative Luftfeuchtigkeit in der Heizperiode län- gere Zeit über 50%, treffen die Hausstaubmilben optimale Wachstumsbedingungen an (6). Die von blossemAuge nicht

Bilder: 10+11 Schimmelbewuchs in einem Schlafzimmer unter dem Fensterbrett 12 Sehr grossflächiger Schimmelbewuchs alle Bilder dieser Seite: Belfor (Suisse) AG

2 Von einer intermittierenden allergischen Rhinitis (IAR) wird gespro- chen, wenn die Krankheitssymptome wiederholt und für die Dauer von weniger als vier Tagen pro Woche oder weniger als vier auf­ einander folgendeWochen auftreten.

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