Vorsicht Schimmel

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drängt und zu Lungenblutungen führen kann. In den Nasen- nebenhöhlen kann der wachsende Pilzball Druck auf die umgebenden Knochen ausüben und dadurch Schmerzen oder Knochenschäden verursachen. Innere Infektionen Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem wie Transplantations-, AIDS- und Krebspatienten können an lebensbedrohlichen Schimmelpilz- und bakteriellen Infek­ tionen erkranken. Schimmelpilzinfektionen werden von Stämmen des Giesskannen- (insbesondere Aspergillus fu- migatus) und des Köpfchenschimmels (Mucor) hervorge- rufen, die sich wie oben bereits erwähnt häufig in Grünab- fällen (Kompost) und Topfpflanzen vermehren. Doch auch häufige Schimmelpilze der Aussenluft (Geotrichum, Fusa- rum und Alternaria alternata) können bei gefährdeten Pati- enten Infektionen verursachen. Neben den bekannteren Risiken wie Kompost und Topfpflanzen sollten gefährdete Patienten auch feuchten Wohnräumen und insbesondere Belastungen durch Schimmelsanierungen aus dem Weg gehen (s. Seite 60). Diese Vorsichtsmassnahmen lohnen sich auch hinsichtlich der Vermeidung einer bakteriellen In- fektion. In sehr feuchten Baumaterialien vermehren sich nämlich auch einige für Infektionen verantwortliche Bakte- rienarten (z. B. Nocardia asteroides, Klebsiella oxytoca, Acinetobacter).

In feuchtenWohnräumen unbedeutend: Die Erkrankungen ODTS und EAA

Viel höheren Schimmelbelastungen als die Bewohner feuchter Liegenschaften sind Arbeitnehmende in bestimm- ten Berufen ausgesetzt. Zu ihnen gehören Landwirte, Vo- gelhalter, Angestellte in Pilzzucht- und Kompostierbetrie- ben oder Schimmelsanierer. Sie können in seltenen Fällen an einer akuten fieberhaften Erkrankung (Organic Dust To- xic Syndrom, ODTS) oder einer allergischen Lungenent- zündung (exogen-allergischen Alveolitis, EAA) erkranken (32), (33). Auch schlecht gewartete Befeuchtungsanlagen und vernachlässigte Zimmerspringbrunnen können gele- gentlich eine EAA verursachen (34). Empfehlungen bei gesundheitlichen Problemen in feuchtenWohnräumen Konsultieren Sie Ihren Arzt. Unabhängig von der ärztlichen Diagnose müssen die Ursachen für die erhöhte Feuchtigkeit behoben, Schim- melschäden saniert und zuletzt die feuchten Bauteile ge- trocknet werden (s. Kapitel 3). Entfernen Sie den Schim- melbewuchs aber nicht selbst. Vor und mehrere Tage nach der Sanierung sollte man häufig lüften, später regelmässig Staub entfernen. Denn Schimmelsporen verbreiten sich mit der Raumluft, sin- ken allmählich zu Boden und können sich im Hausstaub anreichern. Gut zu wissen: Schimmelpilzmessungen z. B. in der Raum- luft, im Hausstaub oder Abklatschanalysen eignen sich nicht, um Gesundheitsrisiken abzuschätzen.

Bild: 16 Der Giesskannenschimmel Aspergillus unter dem Mikroskop. Belfor (Suisse) AG

BAG – Vorsicht Schimmel | 13

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