HEV Jahresbericht 2023

JAHRESBERICHT 20 23 Der Verband

Rückblick des Direktors

2023: Das «neue Normal»? Nachdem uns die Jahre 2020 und 2021 die Pandemie beschert hatten, begann im Frühjahr 2022 mit der russischen «Spezial operation» in der Ukraine ein quasi neues Kriegszeitalter auf dem Kontinent, doch die allseits befürchtete Strommangella ge trat glücklicherweise nicht ein. Es schien daher ausreichend Hoffnung zu geben, dass 2023 wieder einmal ein sogenanntes «normales Jahr» sein könnte. Aber bekanntlich kommt es ers tens anders und zweitens als man denkt. Russland und Nord korea rücken näher zusammen, um sich eigenen Angaben zu folge «gegenseitig stärker zu machen». Das lässt wenig Gutes erahnen. Auch Chinas verstärkte Annäherung an Taiwan ist alles andere als ein Grund zu positiven Hoffnungen. Im Herbst eskalierte der noch nie befriedete Konflikt zwischen Israel und der Hamas-Miliz in Ghaza über Nacht. Eine weitere Kriegsfront hat sich geöffnet. Und auch in den letzten Tagen des Jahres 2023 flammte ein weiterer internationaler Konflikt neu auf: Die Huthi-Miliz beschoss Handelsschiffe auf der wichtigen Seefahrtroute durch das Rote Meer und den Suez-Kanal von Stützpunkten im Jemen aus. Die dadurch latent gefährdeten Schiffe nahmen in der Folge den Umweg über die Südspitze Afrikas, das Kap der guten Hoffnung. Ihr Seeweg von Asien nach Europa – und natürlich auch umgekehrt – verlängerte sich dadurch von 14’740 Kilometer auf 21’850 Kilometer. Die dadurch 10 bis 12 Tage längere Transportzeit schlug sich in höheren Transportkosten und längeren Lieferfristen nieder. Eine erneute Herausforderung für die global vernetzte Wirt schaft und die Geldbeutel der Konsumenten. Aus Sicht des HEV prägend war die Volksabstimmung zum Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit (KlG) vom 18. Juni

2023. Die Nein-Parole des Verbandes mit seiner Abstimmungs kampagne führte zur verbandsinternen Polbildung; die Ableh nenden der Vorlage, welche darin für die Wohneigentümer zu viele Risiken verborgen sahen, und die Befürworter (von de nen leider einige dem HEV den Rücken zukehrten), welche das Gesetz so beurteilten, dass darin gar keine konkreten Auflagen formuliert seien. Vom Stimmvolk wurde das Gesetz deutlich angenommen, und die Zukunft wird zeigen, welche Einschät zung die zutreffendere war. Ganz im Sinne des HEV und seiner Mitglieder war das erfolgreiche Gedeihen von mehreren politi schen Vorstössen mit Präzisierungen zu Untermiete und zum Eigenbedarf, mit praxistauglichen Bestimmungen zur Orts- und Quartierüblichkeit, zur Missbrauchsverhinderung bei der Anfechtung des vereinbarten Anfangsmietzinses, zum Bauen an lärmbelasteten Standorten, zu längeren Fristen bei der An meldung von Baumängeln und zum klaren Verständnis der im Raumplanungsgesetz statuierten Mehrwertabgabepflicht. Neue Höhen erreichte das Thema der zunehmenden Woh nungsknappheit infolge der zu geringen Bautätigkeit gegen über der ungebrochenen Zuwanderung und dem damit an haltenden Bevölkerungswachstum. Abnehmende Leerstände führten zu steigenden Angebotsmieten, der innerhalb des Jahres aufgrund der Zinsentwicklung zweimal gestiegene Re ferenzzinssatz zu ebenfalls steigenden Bestandesmieten. Die hohe Nachfrage und das (zu) geringe Angebot im Eigentums markt hielten auch dort die Preise hoch. All dies heizt auch die Politik an, deren Lager den Problemen wie gewohnt mit un terschiedlichen Lösungen entgegentreten wollen. Während das bürgerliche Lager mit Bauen Angebot und Nachfrage ins Lot bringen will, setzt Rot/Grün wenig überraschend auf staat lichen Interventionismus mit Mietzinsdeckel, regelmässigen

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