Vorsicht Schimmel
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durch defekte Dachabdeckungen oder Mauerrisse von aus- sen eindringen. Feuchtigkeit kann auch wie in einem Fliess- papier innerhalb von Mauern oder diesen entlang aus dem Erdreich aufsteigen. Wasserleitungen können bersten (Rohrbrüche) und innert kurzer Zeit Wände durchfeuchten. Daneben ist das subtile Zusammenspiel zwischen Raum- luftfeuchtigkeit und der Temperatur auf der Oberfläche von Materialien von grosser Bedeutung. So hat mancher schon beobachtet, dass eine Mineralwasser- oder Bierdose be- schlägt, wenn man sie aus dem Kühlschrank nimmt: Die Luft kühlt an der kalten Oberfläche der Dose ab und nimmt dabei an Feuchtigkeit zu bis diese hundert Prozent erreicht. Das Fass ist quasi voll. Wird noch mehr Feuchtigkeit frei, schlägt sie sich in Form vonTauwasser an der Dose nieder. Genau derselbe Vorgang spielt sich an kühlen Wänden ab (s. auch Seite 61). Nur weniger ausgeprägt, denn kühle Wände nehmen verständlicherweise in einem geheizten Haus nicht Kühlschranktemperatur an. Bleibt an solchen Stellen die Feuchtigkeit über längere Zeit bestehen, ist ein künftiges Schimmelproblem vorgezeichnet.
Schimmelpilze ist ein Sammelbegriff für verschiedene Mik- ropilze (Zygomycota, Ascomycota, Basidiomycota und Fungi imperfecti). Diese Pilze vermehren sich ausschliess- lich, wo es feucht ist. Sie zersetzen in der Natur Pflanzen- bestandteile und tragen damit zur Humusbildung bei. Be- sonders auffällig ist ihre unbändige Kraft sich zu vermehren. Man blicke nur in einen für wenigeTage vergessenen Kom- postkübel. Aus unsichtbaren Sporen 1 (Vermehrungsein- heiten), die es gerade mal auf einen Durchmesser zwi- schen 1 und 15 Mikrometern bringen – das sind 1 bis 15 Tausendstel Millimeter – entwickeln sich gleichsam über Nacht glatte, fädige oder pelzige Pilzbeläge. Grosse Ge- bilde, die nicht nur von Auge bestens zu erkennen sind, sondern auch an ihrem durchdringenden, muffigen Keller- geruch. Doch die Schimmelpilzsporen haben noch weitere rekord- verdächtige Stärken. Sie sind äusserst widerstandsfähig und zudemMeister in Flugtüchtigkeit. So legen sie grösste Distanzen zurück und gelangen dabei sogar ins Weltall. KeinWunder sind Schimmelpilzsporen nicht nur im Boden, sondern auch in der Land- und Stadtluft allgegenwärtig. Die höchsten Konzentrationen werden in der Aussenluft im Sommer und Herbst erreicht. Schimmelpilze in Innenräumen Beim Lüften gelangen Schimmelpilzsporen mit der Aus- senluft in die Wohnräume. An sich ein nicht weiter proble- matischer Vorgang. Es sei denn, die Sporen treffen auf feuchte Materialien. Dann nämlich sind die Voraussetzun- gen gegeben, die sie zumWachsen und Gedeihen benöti- gen. In Innenräumen gibt es aus verschiedenen Gründen feuchte Stellen: So kannWasser als Folge von Schlagregen,
Bilder: 1 Waldboden 2 Offenes Fenster 3 Feuchtigkeitsniederschlag auf kalten Dosen alle Bilder dieser Seite: Claudia Vassella
1 Der Begriff Spore wird in dieser Broschüre in einem übergeordne- ten Sinn verwendet: Einerseits für die eigentlichen Sporen aus der sexuellen sowie für Konidien und Sporangiosporen aus der asexuel- len Vermehrung.
BAG – Vorsicht Schimmel | 7
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